Vorlesungs­verzeichnis

Sprachgeschichte des Deutschen

Quantitative Modellierung lexikalischen Wandels

100170 KO 2024W

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Nächster Termin

Montag, 27.01.2025 09:45-11:15 Seminarraum 5 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5

 

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Welche Wörter wir verwenden, wie häufig sie gebraucht werden und in welchem Zusammenhang sie auftauchen, ist im ständigen Wandel begriffen. Einzelne Wörter werden häufiger, seltener, verschwinden aus dem Wortschatz und werden möglicherweise in ihrer Funktion durch andere ersetzt. Wörter ändern ihre Bedeutung, werden etwa positiver oder negativer, konkreter oder semantisch nahezu leer. Mithilfe großer Textmengen kann die Bedeutung eines Wortes - zumindest partiell durch deren Häufigkeitsverteilungseigenschaften - numerisch erfasst werden. Einzelne Wörter können so numerischen Repräsentationen zugeordnet werden, die ihre Bedeutung modellieren (sog. Vektorrepräsentationen oder Word Embeddings). Verwendet man nun historische Textdaten, so kann durch Vergleiche mehrerer Zeitebenen auch lexikalischer Wandel quantifiziert und modelliert werden.

Diese Lehrveranstaltung soll einen Einblick in Theorie und Methodologie der quantitativen Modellierung lexikalischen Wandels bieten. Zunächst werden Grundbegriffe des lexikalischen Wandels und des Bedeutungswandels besprochen, wobei Wandelphänomene des Deutschen im Vordergrund stehen. Die theoretische Einführung wird von einer Vorstellung digitaler Werkzeuge zur Analyse von Frequenz- und Bedeutungswandel im Google-Books-Korpus begleitet (Ngram Viewer: https://books.google.com/ngrams/; Histwords: https://nlp.stanford.edu/projects/histwords/; Tensorflow Embedding Projector: https://projector.tensorflow.org/). Im Anschluss werden mehrere grundlegende bzw. rezente einschlägige Publikationen von den Studierenden aufbereitet, vorgestellt und diskutiert.

Programmierkenntnisse und tiefgehendes statistisches Wissen sind für die Lehrveranstaltung nicht notwendig. Die diskutierte Literatur ist jedoch recht quantitativ, formellastig und greift auf mathematische Konzepte zurück (Vektoren, Mengen, Wahrscheinlichkeiten, Ähnlichkeiten/Distanzen, Funktionen, etc.), sodass gewisse mathematische Grundkenntnisse (Maturaniveau) vorausgesetzt werden müssen.

 

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mitarbeit, aktive Teilnahme an Diskussionen, kleine Übungen, Vorbereitung und Moderation einer Publikationsdiskussion sowie eine mündliche Prüfung am Semesterende.

Generative AI darf für Recherchen verwendet werden, sofern mit den Ergebnissen kritisch umgegangen wird.

Schriftliche Beiträge aller Lehrveranstaltungstypen der SPL 10 können einer automatischen Plagiatsprüfung unterzogen werden; dazu zählen insbesondere Arbeiten der Pro-, Bachelor- und Masterseminarstufe, aber auch Lehrveranstaltungsprüfungen (z.B. Vorlesungsprüfung) und Teilprüfungen (z.B. Zwischentest, 'Hausübungen').

 

Literatur

Nübling, D., Dammel, A., Duke, J., & Szczepaniak, R. (2017). Historische Sprachwissenschaft des Deutschen: Eine Einführung in die Prinzipien des Sprachwandels. Narr Francke Attempto Verlag.
Pechenick, E. A., Danforth, C. M., & Dodds, P. S. (2015). Characterizing the Google Books corpus: Strong limits to inferences of socio-cultural and linguistic evolution. PloS one, 10(10), e0137041.
Davies, M. (2014). Making Google Books n-grams useful for a wide range of research on language change. International Journal of Corpus Linguistics, 19(3), 401-416.
Erk, K. (2012). Vector space models of word meaning and phrase meaning: A survey. Language and Linguistics Compass, 6(10), 635-653.
Tahmasebi, N., Borin, L., & Jatowt, A. (2021). Survey of computational approaches to lexical semantic change. https://zenodo.org/records/5040302
Buechel, S., Hellrich, J., & Hahn, U. (2016). Feelings from the Past—Adapting affective lexicons for historical emotion analysis. In Proceedings of the Workshop on Language Technology Resources and Tools for Digital Humanities (LT4DH) (pp. 54-61).
Baumann, A., Hofmann, K., Marakasova, A., Neidhardt, J., & Wissik, T. (2023). Semantic micro-dynamics as a reflex of occurrence frequency: a semantic networks approach. Cognitive Linguistics, 34(3-4), 533-568.

 

Prüfungsstoff

Alle in der Lehrveranstaltung durchgenommenen Publikationen und digitalen Werkzeuge.

 

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen aus dem Angebot der SPL10 sind grundsätzlich anwesenheitspflichtig. Maximal zweimaliges Fehlen ist erlaubt. Eine konsequenzlose Abmeldung ist bei wöchentlichen Lehrveranstaltungen bis vor der dritten LV-Einheit möglich, bei 14-tägigen Lehrveranstaltungen und Blöcken bis vor dem zweiten Termin.

Die Leistungsfeststellung erfolgt über mehrere, auch während des Semesters zu erbringende Leistungen. Am Ende des Semesters steht eine mündliche Prüfung über die erarbeiteten Inhalte und die Semesterlektüre.

Die Gesamtnote ergibt sich aus den Noten der Einzelleistungen, die jeweils mit Noten von 1 bis 5 bewertet und folgendermaßen gewichtet werden:
- Mitarbeit, aktive Teilnahme, kleine Übungen 15%
- Publikationsdiskussion 25%
- Prüfung 60%