Vorlesungs­verzeichnis

Neuere deutsche Literatur: Geschlechter-Räume

100167 PS 2009S

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Vortragende:

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Mit «Geschlechter-Räumen» sind die Unterschiede der Lebensräume und Handlungsmöglichkeiten von Frauen und Männern bezeichnet. Die Frage nach der Verortung der Frau ¿ sowohl aus männlicher wie aus weiblicher Perspektive ¿ wird mit Schwerpunkt auf das 19. und 20. Jahrhundert anhand einschlägiger Texte von E.T.A. Hoffmanns Des Vetters Eckfenster (1822) über Virginia Woolfs Ein eigenes Zimmer (1929) bis hin zu Undine Gruenters Übungsstunde (2003) gestellt. Dabei geht es sowohl um die Auseinandersetzung mit literarischen Verräumlichungsverfahren als auch um den historischen Wandel von geschlechtsspezifischen Raumvorstellungen und -zuweisungen. Raum, so soll deutlich werden, wird über soziales Handeln konstituiert. Darin schreiben sich Machtaspekte wie Verfahren der Ein- und Ausgrenzungen ein. Insofern kommt der Thematisierung des Raums innerhalb der Literatur eine besondere Bedeutung zu: Über den Raum wird die einzelne Figur mit zeitspezifischen kollektiven Festlegungen konfrontiert.

 

Prüfungsstoff

Begleitend zur Lektüre zentraler Primärtexte werden einschlägige Werke zu den Themen literarische Verräumlichungsverfahren (Brynhildsvoll 1993) sowie zu räumlichen Konstruktionen von «gender» (Hubrath 2001, Weigel 1990) gelesen. Dabei umfasst die Auseinandersetzung Zuweisungen des Innen/Privaten und Außen/Öffentlichen, die Sexualisierung fremder Räume, das Einfordern weiblicher Autorschaft über die Aneignung von Raum wie auch Rollenspiele, die kollektive Verortungen befragen und unterlaufen.

 

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Die Studierenden sollen befähigt werden, literarische Primärtexte auf eine spezifische Fragestellung hin zu analysieren und das Gelesene sowohl theoretisch wie kulturgeschichtlich zu verorten. Dabei werden sie mit zentralen Ansätzen literarischer Verräumlichungsverfahren im Allgemeinen als auch mit der räumlichen Konstruktion von «gender» im Besonderen vertraut gemacht. Die Konstruktion von Geschlecht räumlich zu erfassen, soll für kulturelle Praktiken und für die Bedeutung des Schauplatzes innerhalb des kollektiven Gedächtnisses sensibilisieren.