ÄdL: Nibelungenlied
100164 PS 2023S
Vortragende:
Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung
Schon mit dem ersten Vers verspricht uns der Erzähler des ‚Nibelungenlieds‘ eine außerordentliche Geschichte („wunder vil“), und in der Tat ist das, was wir da lesen können, in vielerlei Hinsicht exorbitant: Zu denken ist etwa an die – männlichen wie weiblichen – übermächtigen, heldenhaften und unnachgiebig rachsüchtigen Figuren, an die Grausamkeit des Geschehens und die so widersinnig anmutende Unbedingtheit des Untergangs. Das ‚Nibelungenlied‘ ist also zweifellos das, was man eine spannende Lektüre nennt. Es lohnt aber auch deswegen die Beschäftigung, weil an seinem Beispiel Grundgegebenheiten der hochmittelalterlichen Literatur wie Fragen der Überlieferung, ihr Status zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit, das Neben- und Gegeneinander von Heroischem und Höfischen ansichtig werden.
Im Seminar werden wir das ‚Nibelungenlied‘ gemeinsam lesen und diskutieren, uns dabei mit seiner Entstehung und Überlieferung ebenso beschäftigen wie mit Problemen der Gattungszuschreibung und der zum Teil missbräuchlichen Rezeption des Werkes.
Das Seminar versteht sich auch als Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten. Im Laufe des Semesters werden Arbeitseinheiten zur Literaturrecherche, zum wissenschaftlichen Zitieren, zum Umgang mit Sekundärliteratur, zum Aufbau einer Seminararbeit und zum wissenschaftlichen Stil abgehalten werden.
Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel
Erwartet werden:
- die regelmäßige (zum Teil auch schriftliche) Vor- und Nachbearbeitung der Sitzungen
- die Teilnahme an einer Expert*innen-Gruppe
- die aktive Mitarbeit
- die Abgabe eines Exposés (ca. 2 Seiten) bis zum 5.6.2023
- die fristgerechte Abgabe der Proseminararbeit im Umfang von 15 Seiten Haupttext nach den Vorgaben der ÄdL (https://spl10.univie.ac.at/studium/hinweise-zu-schriftlichen-arbeiten/) bis zum 31.8.2023
Literatur
Bitte folgende Textausgabe anschaffen:
Das Nibelungenlied. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Nach der Handschrift B herausgegeben von Ursula Schulze. Ins Neuhochdeutsche übersetzt und kommentiert von Siegfried Grosse, Stuttgart 2011 (RUB 18914).
Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab
Alle Teilleistungen müssen positiv absolviert werden.
Beurteilt werden die aktive Teilnahme im Seminar und die Vorbereitung der Seminarsitzungen (30%) sowie die Proseminararbeit (70%).
Der vorausgehende Besuch der Übung „Mittelhochdeutsch“ wird dringend empfohlen.
Abkürzungen: ÄdL: Ältere deutsche Sprache und Literatur – DaF/Z: Deutsch als Fremd- und Zweitsprache – FD: Fachdidaktik Deutsch – NdL: Neuere deutsche Literatur – SpraWi: Sprachwissenschaft