ÄdL: Fach- und Lehrbücher in der Frühen Neuzeit
100155 KO 2023W
Vortragende:
Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung
Der Großteil der mittelalterlichen Überlieferung wird von Schrifttum aus einem pragmatischen Kontext gebildet. In diesen Texten geht es zum einen darum, Wissen zu sammeln und für die Mit- und Nachwelt zu sichern, zum anderen aber auch darum, Kenntnis und Fähigkeiten zu vermitteln und zu verbreiten – und das in so unterschiedlichen Gebieten wie Heilkräuterkunde, medizinische Rezepte, die Beschaffenheit des Kosmos, der Astrologie, aber auch der Mathematik und dem Rechnen, der Musiktheorie und -praxis, dem Fechten oder den Fremdsprachen. Dementsprechend werden die Texte von unterschiedlichen Disziplinen untersucht – oder aber von der Wissensgeschichte als vergleichsweise neuem Paradigma in den Blick genommen. Hinzu kommt, dass viele der Texte nicht oder nur unzureichend ediert sind, was auch an ihrer oft komplexen Überlieferungssituation liegt.
Im Konversatorium (das von einem Germanisten und einem Musikwissenschaftler konzipiert und geleitet wird) wollen wir uns anhand exemplarischer Beispiele einen Überblick über Schwierigkeiten bei der Beschäftigung mit diesen Texten verschaffen. Eine weitere wichtige Frage ist die, wie man methodisch mit diesen Texten umgehen kann. Dabei soll nicht nur das breite Spektrum der ‚Sachtexte‘ und der unterschiedlichen theoretischen Grundlage der Beschäftigung mit ihnen erarbeitet werden, sondern auch vor allem das interdisziplinäre Gespräch geübt werden. So sollen beispielsweise Kräuterbücher oder Rechenbücher nicht aus rein germanistischer, medizin- oder mathematikhistorischer Seite, Texte über Musik nicht primär als Zeugnisse von Musikpraxis/Notation/Musiktheorie gelesen werden, sondern als Fallbeispiele einer wissensbewahrenden und wissensvermittelnden Literatur. Ausdrücklich richtet sich die Veranstaltung daher an Germanist*innen und Musikwissenschaftler*innen, die am interdisziplinären Gespräch interessiert sind.
Bei der konkreten Ausgestaltung der Lehrveranstaltung wollen wir auch auf die Interessen (z.B. aufgrund anderer Studienfächer) der Teilnehmer*innen so weit wie möglich eingehen.
Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel
- Während der LV sind Lektüreprotokolle anzufertigen und ggf. Diskussionsgruppen für einzelne Sitzungen vorzubereiten.
- Mündliches Prüfungsgespräch über den Stoff des Semesters
Literatur
Einige Literaturhinweise zum Thema:
Crossgrove, William, Die deutsche Sachliteratur des Mittelalters, Bern 1994 (Germanistische Lehrbuchsammlung 63).
Fürbeth, Frank, „Das wissensvermittelnde Schrifttum des Mittelalters in deutscher Sprache“, in Deutsches Literatur-Lexikon Online <https://www-degruyter-com.uaccess.univie.ac.at/database/DLLO/entry/dllo.ma.essay.6/html>.
Müller, Mario, „Textsorten des wissensvermittelnden (pragmatischen) Schrifttums im Mittelalter“, in Deutsches Literatur-Lexikon Online.
Haage, Bernhard D., u.a., Deutsche Fachliteratur der Artes in Mittelalter und Früher Neuzeit, Berlin 2007 (Grundlagen der Germanistik 43).
Mariann Füssel (Hg.): Wissensgeschichte. Stuttgart 2019 (Basistexte Frühe Neuzeit 5), darin bes.: MArian Füssel: Wissensgeschichten der Frühen Neuzeit: Begriffe - Themen - Probleme, S. 7-39 .
Prüfungsstoff
Auf Basis der Seminardiskussion ein in Absprache mit der Seminarleitung selbst gewähltes Schwerpunktthema, das Forschungsansätze und Primärtexte zusammenführt.
Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab
Bereitschaft, sich mit frühneuhochdeutschen Texten auseinanderzusetzen.
Lektüre der Primärtexte; kritische Lektüre und Diskussion ausgewählter Forschung.
Mündliches Prüfungsgespräch über den Stoff des Semesters mit einem selbstgewählten Schwerpunktthema.
Abkürzungen: ÄdL: Ältere deutsche Sprache und Literatur – DaF/Z: Deutsch als Fremd- und Zweitsprache – FD: Fachdidaktik Deutsch – NdL: Neuere deutsche Literatur – SpraWi: Sprachwissenschaft