Vorlesungs­verzeichnis

Masterseminar ÄdL: Elisabeth von Nassau-Saarbrücken

100129 SE 2022S

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Vortragende:

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Der Titel des Seminars geht von einer mittlerweile umstrittenen These aus, die eine lange Forschungstradition hat, nämlich dass Elisabeth von Nassau-Saarbrücken (gest. 1456) die Verfasserin, genauer: bearbeitende Übersetzerin, einiger französischer chansons de geste aus dem Karlszyklus in frühneuhochdeutsche Prosa war. Unstrittig aber bleibt, dass die aus Lothringen stammende zweite Ehefrau Philips I. von Nassau-Saarbrücken, die nach dem Tod ihres Ehemannes auch erfolgreiche Regentin für ihre noch unmündigen Söhne war, eine führende Rolle bei dem literarischen Großprojekt ausübte; zumindest für zwei der Texte wird sie auch zeitnah als Autorin genannt.
Literaturgeschichtlich sind die Texte aus zwei Gründen bedeutsam: Es handelt sich um frühe Beispiele weltlicher Literatur einer weiblichen Autorin/Übersetzerin; bislang war weibliches Schreiben in Deutsch auf den Bereich des geistlichen Schrifttums konzentriert. Und es sind frühe, wenn auch nicht die ersten, Beispiele eines schnell wachsenden Trends: weltliches Erzählen in Prosa.
Im Seminar sollen folgende Texte näher besprochen werden: ‚Königin Sibille‘ überliefert eine Version der weitverbreiteten Geschichte einer zu Unrecht der Untreue bezichtigten und verfolgten Königin – hier eine byzantinische Kaisertochter, die mit Kaiser Karl verheiratet wurde. Wichtige Rollen spielen ein intriganter und verliebter Zwerg, schlechte Berater ebenso wie ein treuer Hund, der die Ehre seines toten Herrn in einem Gottesurteilskampf wiederherstellt. ‚Hug Schapler‘, also Hugo Capet, erzählt die fiktionalisierte Geschichte eines Dynastienwechsels – in einem Aufsatz von Walter Haug findet sich als Charakteristik des Textes die Formulierung: „Der sexbesessene Metzger auf dem Lilienthron“. Beide Texte wollen wir im Seminar ganz lesen. Aus dem sehr umfangreichen „Loher und Maller“ sollen einige Auszüge gelesen und besprochen werden.
Ziel des Seminars ist nicht nur die Kenntnis und Erschließung der Texte selbst, sondern auch ihres ‚Sitzes im Leben‘ sowie ihre literarische Karriere, die sich in Prachthandschriften ebenso manifestiert wie in einer oft, aber auch nicht immer, erfolgreichen Druckgeschichte. Damit verbunden ist auch eine spezifische Poetik der Texte. Über exemplarisches Arbeiten wird damit eine Epoche erschlossen, in der sowohl die vorherrschenden literarischen Gattungen wie auch die Medien der volkssprachlichen Literatur einem grundlegenden Wandel unterliegen.
Arbeitsformen im Seminar sind die gemeinsame Seminardiskussion der Texte (Vorbereitung z.T. über Lektüreprotokolle) sowie thematisch zentrierte Sitzungen, die jeweils von Arbeitsgruppen vorbereitet werden sollen.

 

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Aktive Seminarteilnahme; Lektüreprotokolle während des Seminars; Mitarbeit in einer Vorbereitungsgruppe einer Sitzung; schriftliche Hausarbeit (s.u.)

Schriftliche Beiträge aller Lehrveranstaltungstypen der SPL 10 können einer automatischen Plagiatsprüfung unterzogen werden; dazu zählen insbesondere Arbeiten der Pro-, Bachelor- und Masterseminarstufe, aber auch Lehrveranstaltungsprüfungen (z.B. Vorlesungsprüfung) und Teilprüfungen (z.B. Zwischentest, 'Hausübungen').

 

Literatur

Die relevanten Primärtexte werden online zur Verfügung gestellt.

 

Prüfungsstoff

Der Seminargegenstand. Individuelle Themenabsprache für die schriftlichen Hausarbeiten.

 

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Lektüreprotokolle; Mitarbeit an einer Vorbereitungsgruppe. Prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen aus dem Angebot der SPL10 sind grundsätzlich anwesenheitspflichtig. Umfang der Abschlussarbeiten: Seminararbeiten 25 Seiten Haupttext
Modul V Masterseminar mit Zusatzleistung aus dem Master Deutsche Philologie (12 ECTS): Für die Aufwertung des Seminars um 6 ECTS muss eine verpflichtende schriftliche Mehrleistung (10 Seiten Haupttext) erbracht werden, d.h. es muss eine Seminararbeit im Umfang von 35 Seiten Haupttext verfasst werden.