NdL: Der Umgang mit der Erde. Kalender und Hausbücher der Vormoderne
100116 VO 2019W
Vortragende:
29.01.2020: erster schriftlicher Prüfungstermit, HS 7 zur normalen Vorlesungszeit.
Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung
Die Vorlesung fragt nach der Konstruktion von Wissen. Während das philologische, historische und naturwissenschaftliche Wissen und seine Evolution in der Wissensgeschichte breit erforscht und überzeugend modelliert ist (Fleck, Kuhn, Sandkühler), liegt das praktische Wissen im Windschatten. In der Übergangsepoche zwischen Mittelalter und Moderne ermöglichen die jährlich erscheinenden Schreibkalender mit ihrer „Prognostik“ und die z.T. beeindruckend umfangreichen Hauswirtschaftsbücher (unter sozialnostalgischen Gesichtspunkten als „Hausväterliteratur“ bezeichnet) eine Exploration alltäglicher Wissensbestände und ihrer Veränderung. Die Vorlesung fragt nach deren medialen Voraussetzungen, arbeitet mit dem Konzept der trading zone und setzt daher an Brennpunkten der Textzirkulation an, im 16. Jahrhundert Straßburg und Wittenberg, im 17. Nürnberg und an der Schwelle zur Aufklärung Leipzig. An konkreten Beispielen zentraler Zeugnisse erhellen durchgehende analytische Gesichtspunkte eine Geschichte des Umgangs mit der Erde und ihren Lebewesen, des Sozialmodells der Frühneuzeit, der Entwicklung der Vorhersage von der Astrologie bis zur modernen Meteorologie sowie der Legitimation praktischen Wissens.
Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel
Die Beurteilung erfolgt auf Grund einer einzigen schriftlichen oder mündlichen Prüfung („Lehrveranstaltungsprüfung“). Der erste schriftliche Termin ist die letzte Vorlesungsstunde am 29.01.2019, weitere schriftliche und mündliche Prüfungstermine (Sprechstunden im SS 2020, Termine auch im WS 2020/21) werden auf den entsprechenden Seiten der Institutshomepage rechtzeitig bekanntgegeben.
Art der Leistungskontrolle: schriftliche oder mündliche Schlussprüfung. In beiden Modi werden 3-4 Fragen zu beantworten sein, die unterschiedliche Einheiten des Vorlesungsstoffes betreffen. Die schriftliche Prüfung kann auch aus einer ausführlicher zu beantwortenden Einzelfrage plus einer weiteren als kleiner Essay auszuführenden Frage zu einem generellen Aspekt der Vorlesung bestehen. Schriftliche Prüfungen bieten generell eine Wahlmöglichkeit zwischen mehreren angebotenen Fragen(bündeln). Mündliche Prüfungen dienen nicht dem Auffinden von Wissenslücken, sondern dem Gespräch über Einzelaspekte des gesamten Stoffs.
Studierende mit nicht deutscher Muttersprache und mangelhaften Deutschkenntnissen können nach Absprache mit dem LVA-Leiter ein entsprechendes Wörterbuch verwenden.
Literatur
Eibach/Schmidt-Voges: Das Haus in der Geschichte Europas. Ein Handbuch, hg. v. Joachim Eibach u. Inken Schmidt-Voges. Oldenbourg 2015 (De Gruyter Reference), UBW online
Hahn, Philip: Das Haus im Buch. Konzeption, Publikationsgeschichte und Leserschaft der „Oeconomia“ Johann Colers. Epfendorf/Neckar 2009 (Frühneuzeit-Forschungen 18)
Herbst, Klaus-Dieter: Der Schreibkalender der Frühen Neuzeit und seine Autoren. Ergebnisse der Forschung. Mit einer Personalbibliografie seit 2006. In: Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte 20 (2018), S. 94-124 (UBW online)
Kießling/Troßbach/Prass: Grundzüge der Agrargeschichte in drei Bänden. Köln/Weimar/Wien: Böhlau 2016. 1: Rolf Kießling u. Werner Troßbach: Vom Spätmittelalter bis zum Dreißigjährigen Krieg (1350-1650), 2: Reiner Prass: Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Beginn der Moderne (1650-1880), hg. v. Stefan Brakensiek.
Richarz, Irmintraut: Oikos, Haus und Haushalt. Ursprung und Geschichte der Haushaltsökonomik. Göttingen 1991
Zittel, Claus: Wissenskulturen, Wissensgeschichte und historische Epistemologie, in: Hans Jörg Sandkühler (Hg.): Wissen. Wissenskulturen und die Kontextualität des Wissens. Frankfurt/M. 2014 (Philosophie und Geschichte der Wissenschaften 77), S. 91-109
Prüfungsstoff
Der behandelte Vorlesungsstoff = Prüfungsstoff steht wöchentlich zur oder kurz nach der Vorlesung durch Folien mit Stichworten und Zitaten bzw. durch Texte auf moodle zur Verfügung.
Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab
Mindestanforderung für eine positive Beurteilung und Beurteilungsmaßstab (nach Maßgabe von § 76 Abs. 2 UG) ist das Studium der Folien (10-20 pro Einheit), um (1.) die Entwicklungsschritte der Wissens- und Mediengeschichte zu verstehen und darüber sprechen zu können. Beurteilt wird aber auch (2.) das in einer bzw. mehreren Vorlesungsstunden selbst erarbeitete Detailwissen zu zumindest einem Kapitel des Stoffes.
Abkürzungen: ÄdL: Ältere deutsche Sprache und Literatur – DaF/Z: Deutsch als Fremd- und Zweitsprache – FD: Fachdidaktik Deutsch – NdL: Neuere deutsche Literatur – SpraWi: Sprachwissenschaft