NdL: Hermann Bahr und die Dekadenzliteratur
100109 PS 2022W
Vortragende:
Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung
Dem negativ konnotierten Dekadenz-Begriff „stand spätestens seit Baudelaires Essay über Edgar Allan Poe 1867 eine neutrale oder gar positive Bedeutung gegenüber“ (Sørensen: 2002, S. 117–118). Im Vokabular bürgerlicher und konservativer Kreise dagegen habe er vielmehr als ein massives, gegen die Moderne gerichtetes Verdammungsurteil gedient (ebenda, S. 118). Kennzeichnend für die Dekadenzliteratur ist eine Kritik an der bürgerlichen Welt sowie eine Opposition gegen Positivismus und Naturalismus. Motive des Endzeitempfindens, Fatalismus und der Sprachkritik dürfen dabei als charakteristisch für dieses transeuropäische Phänomen gelten.
Neben Friedrich Nietzsche nahm Hermann Bahr in der Vermittlung der Dekadenz im deutschsprachigen Raum eine Schlüsselrolle ein. Bahr argumentierte für ein Ende der naturalistischen Strömung. Als zentrale Gestalt des Jung-Wien trug er dazu bei, dass Autoren wie Hofmannsthal oder Schnitzler zu einem modernistischen Ausdrucksvermögen fanden. Maßgeblich war es von der Untergangsstimmung geprägt, die in der multiethnischen Donaumonarchie vorherrschte und literarische Dekadenz und zivilisatorische Moderne eng miteinander verband.
Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel
1. Regelmäßige Mitarbeit
2. Schriftliche Übungsaufgaben
3. Präsentation (ca. 15–20 Min.)
4. Proseminararbeit (15 Seiten an Haupttext)
Literatur
Vorschläge (in Auswahl)
– Grimm, Jürgen: Endzeitstimmung: Fin de siècle, Dekadenz, Symbolismus / Die Belle Epoque: Das Goldene Zeitalter des Bürgertums. In: Französische Literaturgeschichte. Hg. von dems. 5., überarbeitete und aktualisierte Aufl. Stuttgart [u.a.]: Metzler 2006, S. 313–326.– Handbuch Fin de Siècle. Hg. von Sabine Haupt und Stefan B. Würffel. Stuttgart: Kröner 2008.– Hemecker, Wilhelm (Hg.) [u.a.]: Tradition in der Literatur der Wiener Moderne. Berlin: De Gruyter 2017.– Kafitz, Dieter: Décadence in Deutschland. Studien zu einem versunkenen Diskurs der 90er Jahre des 19. Jahrhunderts. Heidelberg: Winter 2004.– Lorenz, Dagmar: Wiener Moderne. 2., aktualisierte und überarbeitete Aufl. Stuttgart [u.a.]: Metzler 2007.– Neumann, Gerhard: Verdichten und Verströmen. Zum Wahrnehmungs- und Darstellungsparadox des ‚Fin de siècle‘. In: Fin de siècle. Hg. von Rainer Warning und Winfried Wehle. München: Fink 2002, S. 195–228.– Pross, Caroline: Dekadenz. Studien zu einer großen Erzählung der frühen Moderne. Göttingen: Wallstein 2013.– Sørensen, Bengt A.: Dekadenz. In: Vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Bd. 2 (= Geschichte der deutschen Literatur). 2 Bde. Hg. von dems. 2., aktualisierte Aufl. München: C. H. Beck 2002, S. 117–119.
Prüfungsstoff
Siehe Pkt. zur Leistungskontrolle
Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab
Mindestumfang der Proseminararbeit: 15 Seiten Haupttext
Kursnote – Gewichtung d. Leistungskontrolle:1. Pkt. (10 %)
2. Pkt. (10 %)
3. Pkt. (20 %)
4. Pkt. (60 %)
Abkürzungen: ÄdL: Ältere deutsche Sprache und Literatur – DaF/Z: Deutsch als Fremd- und Zweitsprache – FD: Fachdidaktik Deutsch – NdL: Neuere deutsche Literatur – SpraWi: Sprachwissenschaft