Vorlesungs­verzeichnis

Neuere Deutsche Literatur: Krise und Literatur nach 1945

100107 PS 2015S

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Vortragende:

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Krisen, welcher Art sie auch sein mögen, spielen für die Literatur eine konstitutive Rolle. Autorinnen und Autoren wenden sich ihnen zu, weichen ihnen nicht aus, scheitern zuweilen an ihrer Darstellung oder aber sie bringen sie in neue, drängende, „haltbarere“ oder zumindest interpretierbare ästhetische Form. Das Seminar möchte sich mit einer Auswahl an Texten seit 1945 auseinandersetzen, in denen verschiedenartige „Krisen“ für Haltung, Form, Sprache und künstlerische Gestaltung zentral geworden sind. Seien es Krisen, die durch Trennungsereignisse (wie etwa durch Tod) und im Kontext der eigenen Sozialisation (Paul Nizon, Franz Innerhofer, Peter Handke, Josef Winkler) ausgelöst worden sind, seien es Krisen aufgrund bedrohlicher Krankheiten und/oder des bedrohlichen Umgangs von Gesellschaften mit ihnen (Jan Faktor, Fritz Zorn), oder seien es Krisen durch den Systemwechsel im politisch-sozialen Sinn (Heiner Müller, Ilse Aichinger, Imre Kertzész) bzw. die Versuche von Machthabern, im Subjekt Krisen zu erwirken (Herta Müller, Joachim Schädlich, Imre Kertész). Weiters wäre an die Auseinandersetzungen mit den medial immer präsenter werdenden ökonomischen Krisen und den verschiedenen Ansätze, diese darzustellen (Röggla, Jelinek, Walser u.a.) zu denken. Und schließlich an die Kernfrage des Proseminars nach den poetologischen Fragen, die sich aus dem Umgang mit Krisen und/oder krisenhaften Ereignissen, Erlebnissen, Phänomenen, Wahrnehmungsmodi ergeben und die sowohl Rückschlüsse auf die sprachliche Wahrnehmung (der Literatur) als auch auf die Gesellschaften und Kulturen, die von ihr nicht zuletzt geschrieben und lesbar gemacht werden, zulässt.

 

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mitarbeit, Diskussion, Abschlussarbeit, handout

 

Prüfungsstoff

Arbeit am Text, Textanalyse, Referat, Diskussion, handouts, moodle,

 

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Kennenlernen der komplexen poetologischen Fragestellungen, Wahrnehmungs- und Darstellungsweisen der Literatur angesichts eines medial überpräsenten Themas und Erarbeitung methodisch-sprachlicher Werkzeuge zu deren Beschreibung, Perspektivierung, Diskussion. Analyse und Vermittlung, Diskussion und textnahe Auseinandersetzung mit einer Reihe literarisch interessanter Texte. Vermittlung wissenschaftlicher Standards im Umgang mit Literatur. Anregung zum eigenständigen Denken und Formulieren in genauen, textnahen, nachvollziehenden Lektüren. Herausarbeiten einer kleinen Rhetorik der Krise in der Literatur.