NdL: Überwachen und Bestrafen in der Literatur der Gegenwart
100097 SE-B 2022S
Vortragende:
Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung
Das Thema Überwachung und Selbstoptimierung hat wie kaum ein anderes den gesellschaftlichen Diskurs der letzten Jahre bestimmt. Egal ob Arbeit oder Freizeit, Schlaf, Liebesleben, Gesundheit oder mentale Fitness – vor den Überwachungs- und Disziplinierungsmechanismen der Gegenwart scheint es kaum ein Entkommen zu geben. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob diese vom Heilsversprechen von der menschlichen Makellosigkeit getragen sind, in der alles Unperfekte und damit Menschliche prinzipiell verdächtig erscheint, oder von der digitalen Ökonomie, die aus Klicklust und Verfügbarkeitszwang Profit schlägt, gesteuert sind. Das, was durch den kommunikationstechnologischen Wandel der letzten Jahre dabei immer weiter verschleiert wird, sind die Übergänge von Fürsorge und Kontrolle, Überwachung und Selbstdisziplinierung, Privatsphäre und Öffentlichkeit.
Niedergeschlagen haben sich diese neuen Formen des 'Überwachens und Bestrafens' auch in der rezenten deutschsprachigen Literatur. Sibylle Berg, Friedrich von Borries, Julia von Lucadou, Kathrin Röggla, Philipp Schönthaler oder Juli Zeh sind nur einige der Autor*innen, die sich jüngst dem Thema aus unterschiedlichen Perspektiven angenähert haben (u.a. Künstliche Intelligenz, Big Data, gentechnologische Reproduktionsmedizin, Transhumanismus, Hate Speech und Cybermobbing).
Mit Rückblick auf kanonische Texte der Überwachungsliteratur (wie Orwells „1894“) und mit Seitenblick auf den englischsprachigen Diskurs („The Circle“ von Dave Eggers) wird sich das Seminar mit zeitgenössischen Überwachungsnarrativen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur beschäftigen und nach den Potentialen und Wirkungsweisen der unterschiedlichen Genres (Utopie/Dystopie, Kriminal-, Phantasy- und Gesellschaftsroman) fragen. Ergänzend werden theoretische Texte gelesen und diskutiert, die sich von philosophischer, soziologischer oder sozialpsychologischer Seite dem Thema annähern (u.a. Michel Foucault, Gilles Deleuze, Katherine N. Hayles und Richard Sennett).
Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel
1. Regelmäßige Anwesenheit (nicht mehr als dreimaliges unentschuldigtes Fehlen).
2. Lektüre der Pflichtliteratur und aktive Mitarbeit.
3. Abgabe eines 4-seitigen Exposés zur Vorbereitung auf die Abschlussarbeit.
4. Kurzes Impulsreferat oder Moderation der Diskussion im Anschluss an die Referate. Die Impulsreferate dienen der Kontextualisierung der Primär- und Theorietexte (historischer Background; Informationen zu den Autor*innen; Thesen oder Interpretationsansätze).
5. Schriftliche Abschlussarbeit (Umfang der Bachelorarbeit: 30 Seiten Haupttext)
Literatur
Eine genaue Liste der Primärtexte wird zu Beginn des Seminars ausgegeben; die grundlegenden theoretischen Texte werden über Moodle bereitgestellt.
Zur Einführung:Blamberger, Günter und Martin Roussel (Hg.): Möglichkeitsdenken. Utopie und Dystopie in der Gegenwart. München: Fink 2013.
Chilese, Viviana und Heinz-Peter Preußer (Hg.): Technik in Dystopien. Heidelberg: Winter 2013.
Jung, Werner und Liane Schüller (Hg.): Orwells Enkel. Überwachungsnarrative. Bielefeld: Aisthesis 2019.
Sennett, Richard: Der flexible Mensch. Die Kultur des neuen Kapitalismus. Berlin: Berlin-Verlag 2005.
Prüfungsstoff
Der Inhalt der Lehrveranstaltung
Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen aus dem Angebot der SPL10 sind grundsätzlich anwesenheitspflichtig.Umfang der Abschlussarbeiten: Bachelorarbeiten 30 Seiten Haupttext
Abkürzungen: ÄdL: Ältere deutsche Sprache und Literatur – DaF/Z: Deutsch als Fremd- und Zweitsprache – FD: Fachdidaktik Deutsch – NdL: Neuere deutsche Literatur – SpraWi: Sprachwissenschaft