Vorlesungs­verzeichnis

ÄdL: Flugblätter im 15. und 16. Jahrhundert

100088 PS 2021W

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Vortragende:

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Bei Flugblättern handelt es sich um Einblattdrucke, die von einem Zusammenspiel zwischen Text und Bild geprägt sind. In der Regel kündigt eine Überschrift das Thema an, welches von einem Holzschnitt visualisiert und von dem darunter folgenden Text näher erläutert wird. Zu unterscheiden ist das Flugblatt von den mehrblättrigen Flugschriften, bei denen der Text einen größeren Raum einnimmt. Mandate und Erlasse können zwar ebenfalls als Einblattdrucke erscheinen, jedoch waren sie nicht für den Verkauf bestimmt. Flugblätter hingegen wurden von Kolporteuren auf öffentlichen Plätzen angepriesen, wodurch der „Gemeine Mann“ zum Kauf bewegt werden sollte. Dennoch war das einzelne Flugblatt trotz seines geringen Preises kein Massenmedium, wie die Auflagenzahlen verraten. Diese frühe Form der Bildpublizistik bediente die Neugierde der Menschen, indem es sowohl Kuriosa als auch politische Ereignisse präsentierte. Gleichsam reagierte das Flugblatt auf die Ängste der Menschen und verstärkte sie zugleich, indem etwa astronomische Phänomene als Vorzeichen der Apokalypse gedeutet wurden. Schließlich gewann das Flugblatt im Zuge der Reformation besonders zur Diskreditierung des Gegners an Bedeutung.
Im Rahmen des Seminars werden anhand einer Vielzahl von Digitalisaten die unterschiedlichen Ausprägungen des Flugblatts und ausgewählter Flugschriften untersucht. Dabei wird sowohl die Produktion als auch die Rezeption näher beleuchtet. Welche Marktstrategien lassen sich etwa durch das Layout, das Thema und durch die Text-Bild-Relation erkennen? Welche Textsorten weisen eine hohe Affinität zum Medium Flugblatt auf? Was verrät uns das Flugblatt über die Alltagsgeschichte und die Adressaten?

 

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Zur Vorbereitung auf die einzelnen Einheiten sind immer ausgewählte wissenschaftliche Sekundärtexte zu lesen und vorzubereiten. Dies dient der aktiven Seminarteilnahme, die vorausgesetzt wird. Ggf. erfolgt eine Textkenntniskontrolle und die Übernahme einer Einheit als Expertin/Experte sowie die Anfertigung eines Ergebnisprotokolls. Zudem müssen Sie verschiedene Hausübungen erbringen, die der Vorbereitung Ihrer 15 Textseiten umfassenden Seminararbeit (Abgabe: 28.02.2021) dienen. Um diese schreiben zu können, müssen Sie vorab ein Exposé erstellen (Abgabe: 17.01.2021), das im Anschluss besprochen wird.

 

Literatur

Harms, Wolfgang; Schilling, Michael [Hrsg.]: Das illustrierte Flugblatt der frühen Neuzeit. Traditionen, Wirkungen, Kontexte, Stuttgart 2008.
Honemann, Volker; Griese, Sabine; Honemann, Volker; Ostermann, Marcus [Hrsg.]: Einblattdrucke des 15. und frühen 16. Jahrhunderts. Probleme, Perspektiven, Fallstudien, Berlin/New York 2001.
Schilling, Michael: Zum Flugblatt der Frühen Neuzeit. Eine fachwissenschaftliche Einführung, in: Mitteilungen des Deutschen Germanistenverbandes I (2018), S. 4–20.
Schilling, Michael: Bildpublizistik der Frühen Neuzeit. Aufgaben und Leistungen des illustrierten Flugblatts in Deutschland bis um 1700, Tübingen 1990 (Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur, 29).

 

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Erforderlich ist eine positive Erbringung der oben genannten Teilleistungen. Für einen positiven Abschluss des Seminars wird vor dem Kursantritt dringend empfohlen, die Übung Mittelhochdeutsch und die Einführung in die Literaturwissenschaft zu absolvieren. Bei diesem Proseminar handelt es sich um Präsenzlehre, sodass Sie vor Ort anwesend sein müssen, sofern die Corona-Situation dies zulässt. Sie dürfen maximal 2x fehlen. Weitere Fehlzeiten müssen umfassend begründet sein und können trotzdem zu einem negativen Kursabschluss führen.