Vorlesungs­verzeichnis

Masterseminar FD: Klasse, Milieu, Schicht

Soziologische Perspektiven auf Deutschunterricht, Sprache und Bildungsgerechtigkeit

100066 SE 2023S

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Moodle

Vortragende:

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Der Umstand, dass Sie in diesem Moment vor Ihrem Computer sitzen, diesen Text lesen und überlegen, sich für dieses hier beschriebene Masterseminar anzumelden, mag für Sie ganz selbstverständlich sein und nichts Außergewöhnliches. Würden Sie allerdings kurz innehalten und sich vergegenwärtigen, welche Voraussetzungen die Möglichkeit einer Anmeldung überhaupt erst bedingen, wie viele sozialisatorische und bildungsbezogene Entscheidungen davor getroffen, wie viele Hürden, Prüfungen und Herausforderungen durchlaufen werden mussten, erscheint die Anmeldung für ein Masterseminar in einer völlig anderen Perspektive.

Eine andere Perspektive einzunehmen wird auch das erklärte Ziel dieser Lehrveranstaltung sein, wenn es darum geht, den Deutschunterricht und seine Domänen vor dem Hintergrund soziologischer Begriffe, Theorien und Methoden zu reflektieren: Was damit in den Blick kommt, sind die mannigfaltigen strukturellen, materiellen und sozialisationsbezogenen Bedingungen des Deutschunterrichts sowie damit verbundene (Forschungs-)Fragen. Motiviert wird diese Auseinandersetzung nicht nur durch die gesellschaftliche Herausforderung wachsender sozialer Ungleichheit, sondern durch wiederholte Befunde aus Large-Scale-Studien, dass Chancen auf Bildungserfolg im österreichischen Schulsystem stark von sozialer Herkunft beeinflusst werden.

Zunächst geht es im Seminar also um die theoretische Ausarbeitung und Präzisierung soziologisch fundierter Konzepte sowie die Erarbeitung einer soliden begrifflichen Basis. Davon ausgehend sollen im Sinne des Transfers deutschdidaktische Forschungskontexte eröffnet werden, wobei nach der Methode des forschenden Lernens eine prinzipiell offene diskursive Auseinandersetzung im Seminar angeregt wird. Erwünscht ist hier auch das aktive Einbringen bereits erworbener Vorwissensbestände aus der universitären Lehre mit dem Ziel einer fächer- und forschungsfeldintegrierenden Zugangsweise.

Als Orientierungsrahmen lassen sich u.a. folgende Bereiche festmachen:
- Sprache und Soziolinguistik
- Lesesozialisation und Literatur
- Mediale Figurationen von Klasse, Milieu und Schicht
- Klassismus im Klassenzimmer? Der Deutschunterricht als (Re-)Produzent sozialer Ungleichheit

Warum ist dieses Seminar für Sie als angehende Deutschlehrkraft von Bedeutung?

Als Lehrperson agiert man in einem komplexen sozialen Feld und ist selbst von einem spezifischen Habitus geprägt. Schule ist ein Ort des gesellschaftlichen Auf- oder Abstiegs und entscheidet durch leistungsbezogene Selektion in hohem Maße über gesellschaftliche Chancen. Gerade deshalb ist man als Lehrperson in einer verantwortungsvollen Rolle und entscheidet insbesondere im Fach Deutsch über den Bildungsweg von Kindern und Jugendlichen.
Somit kann ein zweites übergreifendes Ziel dieser Lehrveranstaltung die Reflexion der eigenen Bildungsbiografie gelten, wobei die erarbeiteten theoretischen Konzepte als Anlass und Folie dieser Reflexion dienen werden.

Hinweis zum Termin am 20.03.: Beim zweiten Termin am 20.03. handelt es sich um einen Gastvortrag von Prof. Cornelius Herz, der von 18:30-20:00 im Hörsaal 31 stattfinden wird.

 

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Ziel der universitären, wissenschaftlichen Ausbildung ist es unter anderem, Studierende zu selbstständiger Forschungstätigkeit anzuleiten. Gerade im Master wird daher großer Wert auf die eigenständige Recherche und Aufbereitung von wissenschaftlicher Literatur sowie die Präsentation von Hypothesen, Forschungsfragen und Ergebnissen gelegt.

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung sehen Leistungsüberprüfungen in unterschiedlichen Formaten vor, die über das Semester verteilt sind und deren Erbringung in die Note einfließt. Zu diesen Formen gehören z.B. Präsentationen, Lektüreprotokolle, Exposés, Forschungsjournal und am Ende die wissenschaftliche Arbeit etc. (siehe unten)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen aus dem Angebot der SPL10 sind grundsätzlich anwesenheitspflichtig.

Schriftliche Beiträge aller Lehrveranstaltungstypen der SPL 10 können einer automatischen Plagiatsprüfung unterzogen werden; dazu zählen insbesondere Arbeiten der Pro-, Bachelor- und Masterseminarstufe, aber auch Lehrveranstaltungsprüfungen (z.B. Vorlesungsprüfung) und Teilprüfungen (z.B. Zwischentest, 'Hausübungen').

Abgeschlossen wird das Seminar mit einer Abschlussarbeit bzw. Seminararbeiten im Ausmaß von 25 Seiten Haupttext.

 

Literatur

Die Fachliteratur wird in der ersten Einheit besprochen. Textauszüge werden auf Moodle zur Verfügung gestellt.

Ein Handapparat wird voraussichtlich in der Germanistik-Bibliothek eingerichtet werden.

Auswahlbibliografie:

- Burzan, Nicole (2011): Soziale Ungleichheit. Eine Einführung in die zentralen Theorien. 4. Auflage. Wiesbaden: VS Verlag (Lehrbuch).
- Dirim, İnci; Mecheril, Paul (Hg.) (2018): Heterogenität, Sprache(n), Bildung. Eine differenz- und diskriminierungstheoretische Einführung. Unter Mitarbeit von Alisha Heinemann, Natascha Khakpour, Magdalena Knappik, Saphira Shure, Nadja Thoma, Oscar Thomas-Olalde und Andrea Johanna Vorrink. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt (utb-studi-e-book, 4443).
- Flecker, Jörg; Schels, Brigitte; Wöhrer, Veronika (Hg.) (2023): Junge Menschen gehen ihren Weg. Längsschnittanalysen über Jugendliche nach der Neuen Mittelschule. V & R unipress GmbH. Göttingen: V&R unipress Vienna University Press.
-Pieper, Irene; Rosebrock, Cornelia; Volz, Steffen; Wirthwein, Heike (2004): Lesesozialisation in schriftfernen Lebenswelten. Lektüre und Mediengebrauch von HauptschülerInnen. Unter Mitarbeit von Olga Zitzelsberger, Katrin Kollmeyer und Daniel Scherf. Weinheim, München: Juventa Verlag (Lesesozialisation und Medien).

 

Prüfungsstoff

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

 

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

- regelmäßige Anwesenheit laut Studienordnung (maximal drei Einheiten dürfen entschuldigt versäumt werden)
- aktive, vorbereitete Mitarbeit in den Sitzungen mit besonderem Fokus auf Lektüre theoretischer Texte
- Erarbeitung eines Forschungsjournals über die Dauer der gesamten Lehrveranstaltung
- Präsentationen inkl. Handout und Vorbesprechung
- Exposé inkl. Literaturliste

- schriftliche Abschlussarbeit (Umfang: 25 Seiten Haupttext), Abgabe bis 21.08.2023

Wichtiger Hinweis: Die Komplexität des Themas und die hohen Anforderungen an die eigenständige forschungsgeleitete Auseinandersetzung erfordern eine realistische Einschätzung der vorgesehenen Arbeitsstunden für dieses Seminar: Nachdem mit 25 Realstunden pro ECTS gerechnet wird, ergibt sich ein Arbeitsaufwand von ca. 150 Stunden über das Semester verteilt (und die Abfassung der Seminararbeit). Da auf Anwesenheit nur ca. 25 Stunden entfallen, muss ein Gutteil des Arbeitspensums für die eigenständige theoretische und reflexive Auseinandersetzung anberaumt werden.