Vorlesungs­verzeichnis

NdL: Zeitkrankheiten. Psychopathologische Erlebnisformen von Temporalität u. ihre liter. Darstellung

100053 SE-B 2021W

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Vortragende:

ACHTUNG: Die Lehrveranstaltung muss aufgrund zu hoher Teilnahmezahlen für den gebuchten Raum entweder digital oder hybrid stattfinden. Die erste Sitzung findet digital statt, der Link wird unter "Ankündigungen" bei Moodle eingestellt.

 

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

‚Zeit‘ gehört zu den Kategorien, mit denen Literatur am intensivsten operiert. Das belegen nicht nur formale Analysen, sondern auch kulturhistorische Deutungen, die Gattungen bspw. auf ihr Verhältnis zum Tod befragen (W. Benjamin). Doch in der Moderne kommt noch eine spezielle Betrachtung des Zeitlichen hinzu: In die Darstellung subjektiven Zeiterlebens fließen zusehends wissenschaftlich-psychologische Erkenntnisse ein. Dementsprechend interessant wird die Frage, ob es auch Exzessformen dieses Erleben gibt. So können zahlreiche Psychopathologien als ‚Zeitkrankheiten‘ gedeutet werden: In der traumatischen Erinnerung kehrt das nicht bewältigte Vergangene als Gegenwärtiges zurück; Gegenwart wird im Déjà-vu zu etwas Vergangenem ent-wirklicht; das Vergehen der Zeit lähmt und entsetzt die Melancholischen – Manische dagegen sind ihm immer schon voraus. Im Seminar sollen literarische, vor allem erzählerische Inszenierungsformen solcher ‚Zeitkrankheiten‘ diskutiert werden; der Schwerpunkt liegt auf der klassischen Moderne. Neben Texten von G. de Maupassant, R. M. Rilke, G. Heym, A. Döblin, R. Musil, R. Walser u.a. kommen einige wichtige Zeit-Theorien (H. Bergson, S. Freud) zur Sprache.

 

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Referat oder Übernahme einer Expertenrolle in einer Sitzung; MA-Seminararbeit.

 

Literatur

Primärtexte: G. de Maupassant, „Der Tic“ (1884) und „Zu verkaufen“ (1885); R.M. Rilke,
„Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“ (1910); R. Musil, „Die Vollendung der Liebe“ (1911); A. Döblin, „Die Ermordung einer Butterblume“ (1912); G. Heym, „Der Irre“ (1913), R. Walser, „Der Räuber“ (1925/72); H. Bergson, „Die Erinnerung des Gegenwärtigen und das falsche Wiedererinnern“ (1908) ; S. Freud, „Das Unbewusste“ (1915) u.a.

 

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen aus dem Angebot der SPL10 sind grundsätzlich anwesenheitspflichtig.

Umfang der Abschlussarbeiten: Bachelorarbeiten 30 Seiten.

BA Deutsche Philologie. Die Beurteilung betrifft mündliche und schriftliche Leistungen im Seminar; das Referat oder die Übernahme einer Expertenrolle werden mit 30%, die BA-Seminararbeit mit 70% gewichtet.