SpraWi: Spracherwerb und Sprachvariation in Österreich
100021 VO 2023W
Vortragende:
Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung
Die Vorlesung gibt einen Überblick über aktuelle Forschungsergebnisse zur Variationslinguistik und zur Spracherwerbsforschung in Österreich.
Zunächst wird ein Überblick über verschiedene theoretische Ansätze (die Natürlichkeitstheorie, die Usage-Based Theory, die Sprachdynamiktheorie und die Sprechakttheorie) gegeben, in die die Forschungsergebnisse eingebettet werden: Während die Natürlichkeitstheorie den Fokus auf die Eigenschaften des sprachlichen Zeichens legt, rücken die anderen Theorien unterschiedliche Perspektiven der angewandten Linguistik in den Vordergrund, nämlich die psycholinguistische, die soziolinguistische und die pragmatische Perspektive.
Die psycholinguistisch ausgerichteten Arbeiten fokussieren auf den kindlichen Erst- und Zweitspracherwerb und die Sprachproduktion und perzeption Erwachsener, wobei jedoch auch soziodemographische Variablen wie sozioökonomischer Status, Alter und Gender sowie der sprachliche Hintergrund (Deutsch als Erst- oder Zweitsprache) der Gewährspersonen mitberücksichtigt werden. Die soziolinguistischen Arbeiten untersuchen hingegen bekannte soziolinguistische Fragestellungen wie „Who speaks what language to whom and when?“ (Fishman 1965), wobei „language“ nicht nur die Einzelsprache, sondern auch die jeweilige sprachliche Varietät bezeichnet. In diesen Arbeiten stehen die situativ-vertikale und/oder die areal-horizontale Variation innerhalb Österreichs sowie ebenfalls die soziodemographische Variation im Fokus, doch auch die diachrone sowie die interindividuelle Variation einzelner Personen innerhalb derselben soziodemographischen Gruppe sowie die intraindividuelle Variation einzelner Personen in unterschiedlichen Situationen oder zu unterschiedlichen Zeitpunkten werden mitberücksichtigt. Die pragmatisch ausgerichteten Arbeiten verstehen Sprechen als sprachliches Handeln, beziehen jedoch ebenfalls soziolinguistische Variablen in ihre Analysen ein.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Forschungsmethodik: So werden unterschiedliche direkte und indirekte Erhebungsmethoden ebenso diskutiert wie die wachsende Bedeutung digitaler Korpora und Tools.
Die Studierenden lernen, die vorgestellten Forschungsergebnisse theoretisch und methodisch einzuordnen. Sie sollen dadurch angeregt werden, sich mit aktueller empirischer Forschung kritisch auseinanderzusetzen.
Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel
Schriftliche Klausur am Semesterende.
Die Verwendung von einsprachigen Wörterbüchern ist erlaubt.
An- und Abmeldung:
Die An- und Abmeldung zur Prüfung erfolgt über u:space. Nur korrekt angemeldete Studierende dürfen an der Prüfung teilnehmen.
Literatur
Dressler, Wolfgang U., Willi Mayerthaler, Oswald Panagl & Wolfgang U. Wurzel (1987). Leitmotifs in Natural Morphology. Amsterdam: Benjamins.
Fishman, Joshua A. (1965). Who speaks what language to whom and when? La Linguistique 1(2). 67–88.
Korecky-Kröll, Katharina (2011). Der Erwerb der Nominalmorphologie bei zwei Wiener Kindern: eine Untersuchung im Rahmen der Natürlichkeitstheorie. Univ. Wien: Dissertation (https://utheses.univie.ac.at/detail/16983).
Lenz, Alexandra N. (2019). Bairisch und Alemannisch in Österreich. In Herrgen, Joachim & Jürgen Erich Schmidt (Hrsg.), Sprache und Raum. Ein internationales Handbuch der Sprachvariation. Vol. 4: Deutsch. Unter Mitarbeit von Hanna Fischer und Brigitte Ganswindt. Berlin & Boston: de Gruyter (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft. 30.4), 318–363.
Schmidt, Jürgen Erich & Joachim Herrgen (2011). Sprachdynamik. Eine Einführung in die moderne Regionalsprachenforschung. Berlin: Erich Schmidt.
Searle, John R. & Daniel Vanderveken (1985). Foundations of illocutionary logic. Cambridge: Cambridge University Press.
Tomasello, Michael (2003). Constructing a language: A usage-based theory of language acquisition. Cambridge: Harvard University Press.
Weitere Literatur wird während des Semesters in den Vorlesungsfolien bekannt gegeben.
Prüfungsstoff
- Inhalte der Vorlesung
- Begleitende Lektüre
Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab
Erreichen von mindestens 50% der erreichbaren 100% bei der schriftlichen Prüfung.
Beurteilungsmaßstab gemäß der erreichten Prozentzahl:
ab 80% = Sehr gut (1)
bis 79,99% = Gut (2)
bis 69,99% = Befriedigend (3)
bis 59,99% = Genügend (4)
bis 49,99% = Nicht Genügend (5)
Schriftliche Beiträge aller Lehrveranstaltungstypen der SPL 10 können einer automatischen Plagiatsprüfung unterzogen werden; dazu zählen insbesondere Arbeiten der Pro-, Bachelor- und Masterseminarstufe, aber auch Lehrveranstaltungsprüfungen (z.B. Vorlesungsprüfung) und Teilprüfungen (z.B. Zwischentest, 'Hausübungen').
Abkürzungen: ÄdL: Ältere deutsche Sprache und Literatur – DaF/Z: Deutsch als Fremd- und Zweitsprache – FD: Fachdidaktik Deutsch – NdL: Neuere deutsche Literatur – SpraWi: Sprachwissenschaft