Vorlesungs­verzeichnis

NdL: Romanausgänge in der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts

100019 VO 2022W

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Vortragende:

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Der zentrale Gesichtspunkt, mit der in der Vorlesung die literarische Gattung des Romans betrachtet wird, lautet: Der Roman ist ein Spiel. Wann können wir sagen: Das Spiel ist aus? Wie endet ein Roman? Wenn das Schreiben aufhört. Wenn das Lesen aufhört. Der Roman ist jedenfalls ein Spiel, das mit dem Tod endet. Mit dem Tod des Autors, der Autorin. Oft auch mit dem Tod der Hauptfigur. Ich gehe von Roger Caillois aus, den Typen des Spiels, Agon, Alea, Mimikry, Ilinx, und untersuche die sich daraus ergebenden Möglichkeiten von multiplen Romanenden. Die Vorlesung richtet sich an literaturinteressierte Hörer:innen und begeisterte Romanleser:innen. Ihr Sinn und Zweck ist es, von den Romanausgängen her ein neues Verständnis des Romans als Großformat des Erzählens zu vermitteln. Am Beginn steht eine theoretische Einführung mit Bezügen zur Spieltheorie, Literaturtheorie, Rezeptionstheorie, Literaturpsychologie und Literaturdidaktik, das macht etwa ein Viertel der Vorlesungszeit aus. In weiterer Folge wird die Plot-Struktur von 40 Romanen aus der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts exemplarisch besprochen, davon können 24 der österreichischen Literatur zugerechnet werden. Einbezogen werden auch Literaturverfilmungen und deren multiple Enden.

 

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Schriftliche Prüfung über den Vorlesungsstoff vor Ort. Keine Hilfsmittel sind erlaubt.
Schriftliche Beiträge aller Lehrveranstaltungstypen der SPL 10 können einer automatischen Plagiatsprüfung unterzogen werden; dazu zählen insbesondere Arbeiten der Pro-, Bachelor- und Masterseminarstufe, aber auch Lehrveranstaltungsprüfungen (z.B. Vorlesungsprüfung) und Teilprüfungen (z.B. Zwischentest, 'Hausübungen').

 

Literatur

Theorie:

Wolfgang Iser: Das Fiktive und das Imaginäre. Perspektiven literarischer Anthropologie. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1991.

Johan Huizinga: Homo ludens. Vom Ursprung der Kultur im Spiel. Übersetzt aus dem Niederländischen von H. Nachod. Mit einem Nachwort von Andreas Flitner. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt (19. Auflage) 2004.

Umberto Eco: Die Bücher und das Paradies. Über Literatur. Übersetzt von Burkhart Kroeber. München: Hanser 2003.

Klaus Kastberger: Vom Eigensinn des Schreibens. Produktionsweisen moderner österreichischer Literatur. Wien: Sonderzahl 2007.

Roland Barthes: Die Vorbereitung des Romans. Aus dem Französischen von Horst Brühmann. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2008

Robert Pfaller: Zweite Welten. Und andere Lebenselixiere. Frankfurt a. M.: S. Fischer 2012.

Roger Caillois: Die Spiele und die Menschen. Maske und Rausch. Durchgesehene und erweiterte Ausgabe. Aus dem Französischen und mit einem Nachwort von Peter Geble. Berlin: Matthes & Seitz 2017.

Die 40 behandelten und zur Lektüre empfohlenen Romane:

H. Mann: Professor Unrat (1905)
A. Schnitzler: Der Weg ins Freie (1908)
R. Walser: Jakob von Gunten (1908)
R. Musil: Die Verwirrungen des Zöglings Törless (1908)
A. Kubin: Die andere Seite (1909)

H. Hesse: Demian (1919)
E. Jünger: In Stahlgewittern (1920)
E.M. Remarque: Im Westen nichts Neues (1929)
H. Broch: Die Schlafwandler (1931/32)
J. Roth: Radetzky-Marsch (1932)

J. Roth: Das Spinnennetz (1923)
Th. Mann: Der Zauberberg (1924)
A. Döblin: Berlin Alexanderplatz (1929)
E. Kästner: Fabian (1931)
H. Fallada: Kleiner Mann, was nun? (1932)

H. Bettauer: Die Stadt ohne Juden (1922)
F. Kafka: Das Schloss (1926)
F. Werfel: Der Abituriententag (1928)
F. Torberg: Der Schüler Gerber (1930)
E. Canetti: Die Blendung (1936)

H. Broch: Die Verzauberung (1935/1951)
Ö. v. Horvath: Jugend ohne Gott (1937)
A. Seghers: Das siebte Kreuz (1942)
Th. Mann: Doktor Faustus (1947)
I. Aichinger: Die größere Hoffnung (1948)

M. Frisch: Stiller (1954)
G. Grass: Die Blechtrommel (1959)
U. Johnson: Mutmaßungen über Jakob (1959)
H. Böll: Ansichten eines Clowns (1963)
S. Lenz: Deutschstunde (1968)

H. v. Doderer: Die Dämonen (1956)
G. Fritsch: Fasching (1967)
Th. Bernhard: Das Kalkwerk (1970)
P. Handke: Die Angst des Tormanns beim Elfmeter (1970)
I. Bachmann: Malina (1971)

C. Ransmayr: Die letzte Welt (1988)
E. Jelinek: Lust (1989)
M. Köhlmeier: Die Musterschüler (1989)
N. Gstrein: Die englischen Jahre (1999)
L. Faschinger: Wiener Passion (1999)

 

Prüfungsstoff

Der Stoff der gesamten Vorlesung

 

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Von 7 Fragen müssen mindestens 4 richtig beantwortet werden bzw. muss bei teilweiser richtiger Beantwortung ein äquivalenter Wert erreicht werden.