NdL: Österreichische Autorinnen der Jahrhundertwende 1890-1918
100015 VO 2024W
Vortragende:
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Donnerstag, 17.10.2024 16:45-18:15 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung
Die Vorlesung bietet einen Überblick über die drei Jahrzehnte von 1890-1918, die die Literatur des Spätrealismus, der Jahrhundertwende (Fin de siècle, Wiener Moderne) und des Frühexpressionismus umfassen. Während eine Marie von Ebner-Eschenbach oder Bertha von Suttner sich durchaus großer Anerkennung schon zu ihren Lebzeiten erfreuen durfte, glänzen deren schreibenden „Töchter“ durch eine beklemmende Abwesenheit im literarischen Kanon (Literaturgeschichten und Buchmarkt). Mit der Literatur der Jahrhundertwende verbindet man gemeinhin Schnitzler, Hofmannsthal, Rilke, Andrian, Bahr, Salten, Kraus usf. Erst seit wenigen Jahrzehnten gibt es spärliche Versuche, die Literatur von Frauen aus diesem Zeitraum zu untersuchen. "Außerdem gab es etwas, was man Expressionismus nannte; man konnte nicht genau angeben, was das sei, aber es war, wie das Wort sagte, eine Hinauspressung", so formuliert etwas ratlos Robert Musil im "Mann ohne Eigenschaften". Zwischen den österreichischen Säulenheiligen dieser Epoche, Kafka und Trakl, gab es viel Raum für heterogene avantgardistische Leistungen auch von Frauen, die zum Großteil erst wieder zu entdecken sind.
In der VO soll ein repräsentativer Querschnitt von Prosatexten österreichischer SchriftstellerInnen analysiert werden, wobei die Frage weiblicher Autorschaft in institutioneller und ästhetischer Hinsicht, die Auseinandersetzung mit dem populären Buch „Geschlecht und Charakter“ Weiningers (1903), Debatten um Emanzipation, die Frau im öffentlichen Raum (Politik) usf. besonders Interesse beanspruchen. Es wird das Ziel verfolgt, die systematische Ausblendung weiblichen Schreibens in der Jahrhundertwende, der Avantgarde bzw. Expressionismus zu korrigieren, wobei das Augenmerk jenen Autorinnen gilt, die in der Monarchie aufgewachsen oder wenigstens einige Zeit in Österreich gelebt haben.
Alle Primärtexte werden auf moodle als PDF verfügbar sein, mit der Ausnahme der beiden Texte von Marta Karlweis „Der Zauberlehrling“ und „Die Insel der Diana“.
01 Asenijeff Elsa: Aufruhr der Weiber und das Dritte Geschlecht 1898
02 Else Jersualem-Kotanyi: Gebt uns die Wahrheit 1902
03 Otto Weininger Geschlecht und Charakter 1903 (Auszüge)
04 Meisel Hess Grete: Weiberhaß und Weiberverachtung. Eine Erwiderung auf die in Dr. Otto Weiningers Buche »Geschlecht und Charakter« geäußerten Anschauungen über »Die Frau und ihre Frage« 1904
05 Helene von Druskowitz: Pessimistische Kardinalsätze._Ein Vademekum für die freiesten Geister 1905
06 Rosa Mayreder: Zur Kritik der Weiblichkeit. 1905Romane, Erzählungen:
07 Ossip Schubin [Kirschner Lola]: Wenns nur schon Winter wär. Roman 1897
08 Elsa Asenijeff: Unschuld. Ein modernes Mädchenbuch 1901
09 Emil Marriot [Emilie Mataja]: Moderne Menschen. Roman 1893
10 Irma vonTroll Borostyani: Was ich geschaut Novellen 1896
11 Rosa Mayreder: Idole. Geschichte einer Liebe 1899
12 Vera [Bertha Kris]: Eine für viele. Aus dem Tagebuche eines Mädchens 1902
13 Grete Meisel Hess: Fanny Roth. Eine Jung-Frauengeschichte ED 1902
14 Grete Meisel Hess: Die Intellectuellen. Roman 1911
15 Marie Holzer: Im Schattenreich der Seele. Erz. 1911
16 Marta Karlweis: Der Zauberlehrling. Erz. [ED 1912] Hrsg. v. J. Sonnleitner Wien: DVB Verl. 2021
17 Expressionistische Anthologien: "In roten Schuhen tanzt sich die Sonne zu Tod. Lyrik expressionistischer Dichterinnen." Hrsg. v. Hartmut Vollmer. Zürich: Arche 1993* - Die rote Perücke. Prosa expressionistischer Dichterinnen. Hrsg. v. Hartmut Vollmer. Paderborn: Igel Verl. 1996*
18 El Hor / El Ha: Die Schaukel. [ED 1913] Schatten. [ED 1920] Prosaskizzen. Hrsg. v. Hartwig Suhrbier. Göttingen: Steidl 1991*
19 Marta Karlweis: Die Insel der Diana. [ED 1919] Hrsg. v. J. Sonnleitner Wien: DVB Verl. 2024 (Erscheint Mitte Dezember)
Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel
Schriftliche Beiträge aller Lehrveranstaltungstypen der SPL 10 können einer automatischen Plagiatsprüfung unterzogen werden; dazu zählen insbesondere Arbeiten der Pro-, Bachelor- und Masterseminarstufe, aber auch Lehrveranstaltungsprüfungen (z.B. Vorlesungsprüfung) und Teilprüfungen (z.B. Zwischentest, 'Hausübungen').
Literatur
Ingeborg Weber (Hrsg.) : Weiblichkeit und weibliches Schreiben 1993
Karin Tebben (Hrsg.): Deutschsprachige Schriftstellerinnen des Fin de siècle 1999
(wird noch erweitert)
Prüfungsstoff
Primärtexte siehe oben
Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab
Cirka zwei Drittel der Texte sollten sich die TeilnehmerInnen aneignen und kritisch reflektieren und in schriftlichen oder mündlichen Prüfungen darüber Auskunft geben
Abkürzungen: ÄdL: Ältere deutsche Sprache und Literatur – DaF/Z: Deutsch als Fremd- und Zweitsprache – FD: Fachdidaktik Deutsch – NdL: Neuere deutsche Literatur – SpraWi: Sprachwissenschaft