Gastvortrag von Blertë Ismajli
Universität Prishtina
Datum: Freitag, 13.06.2025
Uhrzeit: 17:30 – 18:15 Uhr
Ort: Seminarraum 1, Hauptgebäude, Tiefparterre, Stiege 9, Hof 3
Organisation: Univ.-Prof. Dr. Karen Schramm
Dieser Vortrag möchte den durch albanische Migrationen bedingten breiteren Kulturtransfer zwischen den deutschsprachigen Ländern im Allgemeinen und Deutschland im Speziellen und den albanischsprachigen Ländern und Regionen auf dem Westbalkan im Allgemeinen und Kosovo im Speziellen untersuchen. Es handelt sich dabei um einen durch die Migration verursachten Erfahrungswandel in den Herkunftsländern auf mehreren Ebenen: der wirtschaftlichen, kulturellen und sprachlichen Ebene. Die Besonderheit dieses Transfers liegt darin, dass der in Südosteuropa weit verbreitete wirtschaftliche Transfer nirgends sonst zu einem vergleichbar umfassenden Kultur- und Sprachtransfer geführt hat. Innerhalb der albanischsprachigen Länder und Regionen haben wir eine weitere Besonderheit, dass in Albanien aufgrund des jungen Alters dieses Transfers, der erst nach der politischen Wende der 1990er Jahre eintrat, der deutsche Sprachtransfer teilweise ausgeblieben ist, wodurch innerhalb des Albanischen die Germanismen eins der wichtigsten plurizentrischen Merkmale darstellen. Unter Sprachtransfer verstehen wir aber nicht nur die Verbreitung von Germanismen im Albanischen, sondern auch die Verbreitung der deutschen Sprache auf dem albanischen Westbalkan. Sie stellt inzwischen eine Fremdsprache dar, die sich auf Augenhöhe mit dem global prestigereichen Englisch befindet.
Die Rolle der Migration ist nicht immer offensichtlich, weil deutscher Sprachtransfer auf dem ex-jugoslawischen Raum Tradition hat, jedoch hilft die soziolinguistische Herangehensweise der Untersuchung dieser Lehnschicht, genau diese Schnittstelle zwischen dem gemeinjugoslawischen und gesonderten albanischen Transferweg der Germanismen zu untersuchen. Auch der kulturelle Bereich ist aufgrund der Felder, auf denen sich die deutsche Kultur etabliert hat, wie auf dem Handwerk, nicht immer einfach vom ex-jugoslawischen Transferweg zu trennen, doch helfen auch hier soziokulturelle Herangehensweisen über das Alter des Bereichs, beispielsweise auf dem Handwerk, das Alter und die Transferwege ausfindig zu machen.
Blertë Ismajli ist Dozentin für die deutsche Sprache und DaF an der Abteilung für Germanistik der Universität Prishtina. Sie promovierte am Institut für Germanistik an der Universität Wien (OeAD-Stipendiatin). Seit Oktober 2024 leitet sie die Abteilung für deutsche Sprache und Literatur an der Universität Prishtina. Ihre Forschungsfelder sind: Kontrastive Morpho-Syntax mit dem Fokus auf die Verbmodi als grammatische Kategorie und die Modalität als semantische Kategorie, Übersetzbarkeit von Sprachmitteln zur Äußerung der Modalität, Erwerb von diesen Sprachmitteln in DaF, Status der deutschen Sprache in Kosovo. Sie ist Autorin von zahlreichen Artikeln, Monographien, Sammelbänden und Organisatorin mehrerer Konferenzen, Sommerschulen, Lesungen und Ausstellungen deutschsprachiger Autoren in Kosovo. Sie hat mehrere Erasmus+-Aufenthalte an Universitäten in Deutschland, Tschechien, Italien, sowie einige Forschungsaufenthalte am Institut für Germanistik der Universität Wien absolviert.